Datum: 22. Juni 2023
Nach rund zwanzigjährigem Kampf um die Erhaltung des Schulstandortes Böhlitz-Ehrenberg und nach fünf Jahren Bauzeit fand am heutigen Tag im Beisein der Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus, Baubürgermeister Thomas Dienberg die Einweihung des zweiten Bauabschnitts des Neubaus der Grundschule Böhlitz-Ehrenberg statt.
Da ich innerhalb der Feierstunde leider nicht das Wort erteilt bekam und ich meine Rede nicht für umsonst geschrieben haben möchte, teile ich sie einfach an dieser Stelle ohne einen weiteren Kommentar.
"Werte Bürgermeisterin Frau Felthaus, werter Herr Dienberg, werte Frau Teubner, werter Herr Hanschke, werte Lehrkräfte,
und vor allem liebe Schülerinnen und Schüler der Grundschule Böhlitz-Ehrenberg.
Ich möchte mit einem Zitat Bertolt Brechts beginnen. Dieser schrieb einst:
`Will man Schweres bewältigen, muss man es sich leicht machen.´
Wahrlich – leicht hat es sich bei diesem Neubau wirklich niemand gemacht, weder die Stadt Leipzig, noch das Schulpersonal, auch nicht die Schülerinnen und Schüler, die in den vergangen gut 20 Jahren durch diese Schule bzw. deren Vorgängercontainerbauten gingen, und erst recht nicht der Ortschaftsrat, der dieses Projekt eben so lang begleitet hat und hart dafür kämpfen musste.
Aber diese Zeiten liegen hinter uns und man muss an dieser Stelle einmal innehalten und sich genau anschauen, was hier geschaffen wurde. Das ist wirklich viel und sollte in Anbetracht der Größe und Stattlichkeit keinesfalls kleingeredet werden.
Nach 17 Jahren Containerprovisorium entstand im ersten Bauabschnitt ein zweigeschossiger Neubau, der von den Kindern aber auch von der Lehrerschaft gut angenommen wurde. Allerdings wurde schnell klar, dass auch diese Erweiterung nicht ausreichen würde. Doch wie sollte diese Erweiterung bei laufendem Betrieb erfolgen?
Die Lösung fand sich im Bau einer Zentralmensa sowohl für Grund- als auch für die Oberschule. Diese Mensa wurde zunächst als Interim für die Grundschule genutzt und kann nun ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden. Mit diesem zusätzlichen Bau können die Schülerinnen und Schüler ab jetzt nicht nur in angenehmer und angemessener Weise ihre Mittagsmahlzeit einnehmen, sondern aufgrund des Raumkonzeptes nun auch ihre Einschulungen und Entlassungsfeiern direkt auf dem Campus feiern.
Und am heutigen Tag nun, mit etwas coronabedingter Bauzeitverzögerung, die Eröffnung des zweiten, noch viel größeren Grundschulerweiterungsbaus.
Und auch hier wurde es sich nicht leicht gemacht, versuchte man doch auch den Bedürfnissen der Kinder aber auch der Lehrerschaft Rechnung zu tragen. Herausgekommen ist ein stattliches, modernes Bauwerk, in dem es sich auch in den nächsten Jahrzehnten gut lernen lässt.
Hier, liebe zukünftigen Schulanfängerinnen und Schulanfänger, lernt ihr neben Lesen und Schreiben auch gutes Deutsch, lernt Rechtschreibung und Grammatik, zum Beispiel die korrekte Anwendung des Genitivs, dass es eben nicht heißt: „Wem sein Leid ist es“, sondern „Wessen Leid es ist, dass erst kürzlich der Jugendclub seine Türen schließen musste“ und Ihr lernt Mathematik, um eins und eins zusammenzählen zu können, dass es unser aller Leid ist.
Ich glaube, ich habe bisher für die korrekte Anwendung des Genitivs selten so mürrische Blicke erhalten, wie eben. Diese kleine Zuspitzung wird mir sicherlich nicht leicht verziehen, sei mir aber als Journalist und alten Germanisten zugestanden und erst recht als Politikwissenschaftler.
Doch zurück zum heutigen Thema. Ich möchte an dieser Stelle natürlich auch einige Worte des Dankes loswerden. Allen voran meiner Amtsvorvorgängerin, Karin Teubner, die ich zur heutigen Veranstaltung einladen durfte.
Ihr – liebe Kinder und auch Teile der Lehrerschaft, die noch nicht so lange an dieser Schule verweilen – Ihr ist es u. a. zu verdanken, dass wir heute diese schöne Schule offiziell eröffnen können.
Ein herzliches Dank auch an die zahlreichen am Bau Beteiligten in den Amtsstuben der Stadtverwaltung, insbesondere im Dezernat 7 unter der Federführung von Frau Felthaus und deren Vorgängern, an die bauausführenden Firmen unter der Leitung der LESG, hier möchte ich mich insbesondere stellvertretend bei Herrn Steudten bedanken, und natürlich bei den Lehrkräften und Herrn Hanschke, für die diese letzten Jahre ebenso ein Kraftakt waren, wie für alle Schülerinnen und Schüler. Recht herzlichen Dank auch an all jene, die heute ungenannt bleiben.
Der Weg für den Schulstandort Böhlitz-Ehrenberg ist an dieser Stelle noch nicht beendet. Wir schauen erwartungsvoll auf die Instandsetzungsarbeiten an der Oberschule, auf den Bau der neuen Dreifeldsporthalle und natürlich auf die Schwesterschule in Gundorf, die nun in den Focus rücken wird.
Zum Abschluss noch ein kleines Gedicht, das mir in den Kopf kam, als ich mich an den Speisesaal hier im alten Flachbau erinnerte, in dem ich als Schüler schon speisen durfte. Da gab es an der östlichen Stirnseite ein Wandbild, das Arbeitende zeigte und darüber war in großen Lettern geschrieben:
`Lerne, du musst die Führung übernehmen´
Schaut man da nach ganz oben in unserem Land, ist diese Aufforderung wichtiger denn je!
Von daher an dieser Stelle noch einmal Bertolt Brecht und zurück zur Einfachheit:
'Lerne das Einfachste! Für die, deren Zeit gekommen ist. Ist es nie zu spät!
Lerne das Abc, es genügt nicht, aber lerne es! Lass es dich nicht verdrießen!
Fang an! Du musst alles wissen! Du musst die Führung übernehmen.
Lerne, Mann im Asyl! Lerne, Mann im Gefängnis! Lerne, Frau in der Küche! Lerne, Sechzigjährige! Du musst die Führung übernehmen.
Suche die Schule auf, Obdachloser! Verschaffe dir Wissen, Frierender! Hungriger, greif nach dem Buch: es ist eine Waffe. Du musst die Führung übernehmen.
Scheue dich nicht zu fragen, Genosse! Lass dir nichts einreden Sieh selber nach! Was du nicht selber weißt, weißt du nicht.
Prüfe die Rechnung Du musst sie bezahlen. Lege den Finger auf jeden Posten Frage: Wie kommt er hierher?
Du musst die Führung übernehmen!'
In diesem Sinne. Herzlichen Dank und viel Spaß beim Lernen in dieser schönen, neuen Schule! Vielen Dank!"
Hier noch ein kleines Video, das den Baufortschritt des Neubaus veranschaulicht: